Bei der Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse führt. Dabei bildet der Körper Abwehreiweiße (sogenannte Auto-Antikörper) gegen sein eigenes Schilddrüsengewebe. Viele Betroffene sind auf der Suche nach alternativen Therapieverfahren, da sie den langfristigen, lediglich symptomorientierten Einsatz von Medikamenten fürchten. Dieser wissenschaftlich fundierte Artikel soll alternative Therapiemöglichkeiten neben und zusätzlich zur hormonellen bzw. medikamentösen Behandlung aufzeigen. Im Fokus stehen dabei die neuen Erkenntnisse der Mikronährstofftherapie und andere Möglichkeiten, an die Ursachen der chronischen Schilddüsenentzündung zu kommen.
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine der häufigsten Autoimmunerkrankungen des Menschen. Zu Beginn der Erkrankung kann es aufgrund einer Fehlregulation im zerstörten Schilddrüsengewebe auch zu Phasen einer Überfunktion kommen. Durch die zunehmende Zerstörung von Schilddrüsengewebe kommt es im Verlauf der Krankheit fast immer zu einer Schilddrüsenunterfunktion mit den entsprechenden Symptomen. Bei etwa jedem zehnten Menschen in der westlichen Welt finden sich erhöhte Werte für Antikörper gegen das Schilddrüsengewebe im Blut. Frauen sind zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer.
Die Neigung zu dieser Autoimmunerkrankung scheint wohl vererbt zu werden. Es kommt also innerhalb einer Familie zu gehäuften Erkrankungen, es kommt aber nicht zwangsläufig zum Ausbruch der Krankheit. Man nimmt heute an, dass dabei die Steuerung der Gene, vor allem durch unsere Lebensweise, eine wichtige Rolle spielt (Epigenetik). Stress, schlechte Ernährung und ein Mangel an Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe etc.) haben einen äußerst negativen Effekt auf die Steuerung unsere Gene. Wir haben also durchaus selbst Einfluss auf die Krankheit und den Verlauf.
Als direkter Auslöser für Hashimoto Thyreoiditis gilt heute zusätzlich eine Fehlregulation des Immunsystems. Dabei wird ein Teil des Immunsystems (der TH1-Weg) überaktiv, während ein anderer Teil (der TH2-Weg) seine Aktivität einschränkt. Als mögliche Ursachen für das Ungleichgewicht im Immunsystem werden Stress, Viruserkrankungen und Umwelteinflüsse (z.B. Giftstoffe) diskutiert.
Auch ein Mangel am Spurenelement Jod wirkt sich negativ auf den Schilddrüsenstoffwechsel und das Immunsystem aus. Extrem hohe Dosen von Jod dagegen – wie sie beispielsweise bei Kontrastmitteluntersuchungen vorkommen können – kommen allerdings auch als Auslöser einer Hashimoto-Thyreoiditis in Frage.
Damit die Schilddrüse die lebensnotwendigen Stoffwechselvorgänge aufrechterhalten kann, bedarf es einer komplizierten Vernetzung von Regelkreisen zwischen Gehirn, Blut und der Schilddrüse selbst. Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, sekundäre Pflanzenstoffe etc.) spielen dabei eine bedeutende Rolle. Sie steuern die Produktion und Ausschüttung von Hormonen und Botenstoffen und sind damit auch wichtig für den Schilddrüsen-Stoffwechsel. Die zusätzliche Einnahme von Mikronährstoffen ist deshalb wohl einer der vielversprechendsten Ansätze in der Therapie der Hashimoto-Thyreoiditis.
Denn bei der Bildung von Schilddrüsenhormonen entstehen große Mengen aggressiver freier Radikale. Der dadurch erhöhte oxidative Stress trägt zur Entwicklung einer Hashimoto-Thyreoiditis bei. Zum besseren Schutz der Schilddrüse wird darum eine zusätzliche Zufuhr von natürlichen Mikronährstoffen empfohlen. Im Kampf gegen freie Radikale und andere Oxidationsprozesse haben sich natürliche Antioxidantien-Mischungen, die aus Obst und Gemüse gewonnen werden, deutlich besser bewährt als synthetische. Die natürlichen Mikrostoffe wirken demnach mehr als 200-mal stärker antioxidativ.
Omega-3-Fettsäuren senken die Entzündungsneigung des Gewebes und unterstützen das Immunsystem. Zusätzlich zeigen neuere Untersuchungen, dass Omega-3-Fettsäuren auch die Schwere von Autoimmunerkrankungen positiv beeinflussen6. Übrigens: Omega-3-Fettsäuren werden vom Verdauungssystem besser aufgenommen, wenn sie in einer flüssigen Emulsion (z.B. einem Saft) und nicht in Kapseln eingenommen werden.
Einer der wichtigsten zusätzlichen Mikronährstoffe für die Gesundheit der Schilddrüse und speziell im Kampf gegen die Hashimoto-Thyreoiditis ist das Spurenelement Selen. Eine ausreichende Versorgung mit Selen ist entscheidend für den Schilddrüsenstoffwechsel und hat bei Hashimoto sogar heilende Effekte. In zwei Studien konnte ein positiver Effekt von Selen (100 bis 200 μg Natriumselenit pro Tag) bei Autoimmunthyreoiditis nachgewiesen werden. Antikörper gegen die Schilddrüsenperoxidase (TPO-Autoantikörper) gingen in beiden Studien signifikant zurück.
In einer Studie mit insgesamt 2143 schwangeren Frauen entwickelte sich unter Gabe von Selen nicht nur deutlich seltener eine Thyreoiditis im Anschluss an die Schwangerschaft, auch die Häufigkeit einer Schilddrüsenunterfunktion ging deutlich um 40 Prozent zurück. Interessanterweise scheinen Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft eine Autoimmun-Thyreoiditis hatten, später motorisch und geistig hinter Gleichaltrigen zurückzubleiben. In Deutschland halten Experten eine zusätzliche, moderate Aufnahme von bis zu 200 µg Selen am Tag deshalb für sinnvoll.
In einer israelischen Studie aus dem Jahr 2011 stellte man fest, dass Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis mehr als doppelt so häufig unter schwerem Vitamin-D-Mangel leiden wie gesunde Menschen. Die Ergebnisse bekräftigen die These, dass ein Mangel an Vitamin D Autoimmunerkrankungen begünstigt. Besonders beunruhigend ist in diesem Zusammenhang, dass in Mitteleuropa auch in der gesunden Bevölkerung ein weitverbreiteter Mangel an Vitamin D nachgewiesen werden konnte.
In der modernen Mikronährstofftherapie empfehlen Ärzte und Heilpraktiker daher heute häufig eine komplexe, moderat dosierte, natürliche Mikronährstoffmischung als Basisunterstützung gegen Hashimoto-Thyreoiditis. Ein gutes, natürliches Mikronährstoffprodukt enthält aber nicht nur Vitamine, Mineralien und Omega-3-Fettsäuren, es sollten auch unterschiedliche sekundäre Pflanzenstoffe enthalten sein. Denn gerade bei der Senkung von autoimmunen Aktivitäten sind sekundäre Pflanzenstoffe, wie Flavonoide aus Trauben, grünem Tee oder Brokkoli, besonders effektiv.
Zunächst etwas Grundsätzliches zum Verständnis: Damit das biochemische „System Mensch“ möglichst optimal arbeiten kann, braucht es alles - alle Vitamine, Mineralien, Ballaststoffe, Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate. Fehlen nur kleine Bausteine, so bedeutet dies, bestimmte Funktionen können nicht mehr einwandfrei ablaufen. Des Weiteren gelten natürlich die üblichen Regeln einer gesunden Ernährung. Sie sollten insgesamt etwas weniger Kohlenhydrate essen (weniger weißes Brot, weniger Nudeln und Reis), dafür etwas mehr Gemüse und Obst. Zu viele dieser getreidehaltigen Sattmacher fördern Entzündungen und stören das Gleichgewicht der Fettsäuren.
Eine weitere Einflussgröße für die Entzündungsregulation ist die Menge an (vor allem industriellen) Trans-Fettsäuren16 durch frittierte und gebratene Lebensmittel in der täglichen Ernährung. Essen Sie daher mindestens zweimal in der Woche frischen Fisch und verwenden Sie möglichst oft pflanzliche Öle in der „kalten“ Küche. Der hohe Gehalt an ungesättigten Fettsäuren in diesen beiden Lebensmitteln hilft, das Gleichgewicht der Fette zu erhalten und Entzündungen zu verringern.
Verwenden Sie möglichst oft frische Kräuter und Gewürze bei der Zubereitung von Speisen. Ihr hoher Gehalt an Spurenelementen ist wichtig für den Schilddrüsen-Stoffwechsel und die Hemmung von Entzündungen. Zudem fördern Kräuter das Immunsystem und helfen auch bei der Entgiftung des Gewebes.
Zu den wichtigsten Einflussgrößen – neben den bereits erwähnten (Ernährung und Mikronährstoffversorgung) – gehört bei Hashimoto-Thyreoiditis die Giftstoffbelastung des Körpers. Nach aktuellen Erkenntnissen können Belastungen mit Schwermetallen, Pestiziden und chlororganischen Verbindungen (z.B. aus Kunststoffen) eine Thyreoiditis auslösen18.Umso wichtiger ist es, auf eine vernünftige (biologische) Ernährung und eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen zu achten, die zur Entgiftung unentbehrlich sind. Wenn ein natürliches Mikronährstoffpräparat deshalb entgiftungsfördernde Kräuterextrakte wie Bärlauch, Brennnessel oder Löwenzahn enthält, ist dieses daher zu bevorzugen.
Natürlich sei an dieser Stelle auch das Rauchen erwähnt. Rauchen schädigt die Schilddrüse über die pharmakologischen Wirkungen des Nikotins ebenso, wie über die Giftstoffe im Zigarettenrauch. Zudem sind negative Auswirkungen des Passivrauchens und auch negative Auswirkungen auf Kinder im Mutterleib nachgewiesen19. So weiß man heute, dass bei Rauchern die besonders wichtigen antioxidativen Enzyme in den Zellen deutlich verringert sind. So war beispielsweise die Aktivität der Superoxid Dismutase (SOD) bei jugendlichen Rauchern deutlich erniedrigt20.
Stephanie Haartz - Kinesiologin
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